Die Headline war alarmierend. Sprang mich an – und ließ mich besorgt in meinen Schreibtischstuhl sinken.
Puh. Kaum hatte das Jahr 2022 begonnen, schon machte mich diese eine Schlagzeile nachdenklich. Kann das denn sein?
„Viele Feiertage an Wochenenden!“, so durfte ich lesen. „2022 wird ein arbeitnehmerunfreundliches Jahr. Ähnlich wie 2021 fallen auch 2022 mehrere Feiertage auf ein Wochenende!“
Gleich „mehrere“! – mein Gott: ,Gibt es denn keinen Ausweg?’, mag da der aufmerksame Newsletter-Empfänger fragen?
Doch den gibt es. So lese ich. Und der Leser kann aufatmen. Wir müssen nur warten. Zwei läppische Jährchen müssen wir ausharren, denn 2024 wird alles gut.
Für mich wird es das Jahr der Enten …
Leben ist woanders
Der Autor und Unternehmer Bodo Schäfer unterscheidet in einem seiner Bücher Enten und Adler.
Adler sind die von uns bei bestbion, die – um nur den einen Punkt zu nennen der mir wirklich am Herzen liegt – das lieben, was sie tun. Oder tun, was sie lieben, möchte ich sagen.
Enten quaken die ganze Zeit. Sie kommen nicht vom Fleck. Vor allem: Sie quaken, weil sie mit sich und ihrem Leben nicht zufrieden sind. Quak, Quak! Leben ist immer woanders …
Und weil es anscheinend so viele Enten gibt, dass sie ein veritable Zielgruppe darstellen, erscheinen pünktlich zum neuen Jahr diverse Newsletter, Zeitungsartikel etc., die den Enten Brotkrumen in Form von Mitteilungen wie „2022 wird ein arbeitnehmerunfreundliches Jahr“ hinwerfen.
Wie geht es euch damit?
Aber wovon spricht ein solcher Newsletter? Er spricht davon, dass Arbeiten schlecht und Feiertage gut sind. Dahinter steht für mich eine Haltung, für die das wahre, das echte Leben nur nach Feierabend, an Wochenenden, an Feiertagen stattfindet. Schnaps ist Schnaps. Quak. Dienst ist Dienst. Quak. Und deswegen ist es auch eine wichtige Information, die am Jahresbeginn ihre Kreise zieht, wie mit möglichst wenig Einsatz von Urlaubstagen möglichst viel Urlaub gewonnen werden kann.
So zu denken, finde ich wirklich alarmierend: Wir haben gerade einmal kurz nach dem Jahreswechsel, 2022 ist noch jung, wie es so schön heißt, und da bewegen sich schon viele wie eine alte, träge Ente durch die Tage.
Wenn jemand glaubt, er hätte nur dann ein Gefühl von Leben, von Freude, von sinnvollem Tun, wenn er frei hat: Wie eng wird doch dann alles? Wie freudlos?
Das Leben so zu leben empfinde ich als traurig. Weil ich dann doch die meiste Zeit meines Lebens mit etwas verbringe, was mir keine Freude macht.
Das echte Leben gibt es nur nach Feierabend? Wie geht es euch damit?
Das Jahr der Enten
Ich halte so ein Denken für zerstörerisch, weil es mein Leben in verschiedene Bereiche zertrennt, die dann auch noch gegeneinander ausgespielt werden. Weswegen ich auch von Work-Life-Balance nicht viel halte. So macht weder Arbeit noch Freizeit Sinn.
Ein solche Haltung schürt die Unzufriedenheit. Ich warte – und warte. Auf das Ende eines Arbeitstages. Auf den Freitag. Auf den nächsten freien Donnerstag. Ich warte auf das Jahr der Enten, dass 2024 endlich kommt:
„Traumhaft für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wird 2024!“, so stand es in dem Newsletter.
Ich habe ihn abbestellt.
Quak.
David
PS: In David’s Diary erfahrt ihr mehr über mich und meine Sicht des Unternehmertums. Abonniert doch einfach meinen Newsletter, dann verpasst ihr keine Folge. Hier gehts zur Anmeldung: https://david-stammel.de