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„Ich will leben, nicht spalten“ – Gedanken über Hippies und Lifestyle

Sonne, angenehme 25 bis 26 Grad, ein leichter Wind, der vom Meer über Teneriffa strich, kühlte mich, als ich an der Strandpromenade entlang schlenderte. Durchatmen. Ich genoss diese entspannten Momente. Die Wintertage auf der Kanareninsel waren, trotz der Aufgaben, die ich während dieses Abschlussevents der Mastermind zu bestehen hatte, eine willkommene Möglichkeit, meine auf Reserve laufenden Batterie aufzuladen.

Dann kam ich an einen größeren Platz an der Promenade. Eine Gruppe von jungen, braungebrannten Hippies saß am Rand des Platzes. Ein junger Kerl mit Dreadlocks trommelte, ein Mädchen mit von der Sonne ausgebleichten blonden Haaren führte Yoga-Übungen vor, die anderen lächelten in die Sonne hinein. Ein Hut für Spenden stand vor ihnen auf dem Boden. Der eine oder andere Passant warf ein paar Münzen hinein.

,Eigentlich ganz cool!’, dachte ich für einen Moment, ,dieser Blumenkinder-Lifestyle. A Winter of Love and Peace. David, der Aussteiger … – doch dann erinnerte ich mich an andere Hippies und mir wurde klar: Der Schritt vom Aussteiger zum Spalter ist nicht weit.

Die Althippies auf Goa

2005 war ich, als ich durch Indien reiste, auch in Goa. Ich war schwer beeindruckt. Auch dort wurde viel getrommelt. Und Hippies gab es dort viele. Oder genauer gesagt: vor allem Althippies. Lauter Frauen und Männer Ende 60, Anfang 70, vom Typ ein wenig so wie Götz, von dem ich euch hier erzählt habe. Und der Gedanke an diese älteren Herrschaften rückte mein verklärtes Bild des Aussteigers zurecht: Denn die Althippies erschienen mir damals als traurige Gestalten.

Ich dachte, die sind hängengeblieben und trauern wehmütig den Flower-Power-Jahren nach und wollen nicht einsehen, dass diese Zeiten vorbei sind.

Aber mit ein wenig Abstand betrachtet, erkenne ich: diese Traurigkeit saß viel tiefer. Sie waren traurig, weil das Leben, das sie führten, ihnen die Energie raubte. Sie waren traurig, weil sie unter ihren Möglichkeiten lebten.

Ora et labora

Äußerlich ähnelten die männlichen Althippies durchaus Mönchen: die ja auch aus der Gemeinschaft der Meisten ausgestiegen sind. Die leben, um zu meditieren, die sich einem Leben jenseits des Konsums widmen. 

Der Unterschied ist für mich aber der, dass viele Mönche, was ihren Lifestyle angeht, viel breiter aufgestellt sind: „Ora et labora“, heißt es bei ihnen. Bete und arbeite. Die Menschen, die einer solchen Regel folgen, sind in meinen Augen nicht so extrem unterwegs, wie die Althippies: Sie leben viel mehr Möglichkeiten, die ein Mensch hat.

Das war es, was ich an der Traurigkeit der Hippies, die mir in Goa begegneten, traurig fand: Sie lebten mit ihrem Aussteigen ein Extrem. Und ein Extrem zu leben, beraubt dich anderer Möglichkeiten, die du hast.

Lebst du ein extremes Leben, dann spaltest du dich gewissermaßen selbst. Weil du alles auf diese eine Karte setzt.

Und diese Karte muss ja gar nicht der Hippie sein. Das kann auch der eiskalte Top-Manager sein. Der Unternehmer als Patriarch. Die rein rational agierende Geschäftsführerin. Oder der devote Hausmann. Die Frau als Oberglucke. Was auch immer.

Ich halte es für uns Menschen für ein ungesunde Haltung, sein Leben an Extremen auszurichten.

Leben, nicht spalten 

Die jungen Menschen auf Teneriffa schienen mir glücklich zu sein. Und das ist schön. Und das ist anziehend. Und das ist, wenn sie wirklich glücklich sind, auch okay. Aber dennoch merkte ich: für mich ist das nichts. 

Weil Leben für mich mehr bedeutet, als nichts mehr zu tun, als in der Sonne zu hocken, aufs Meer zu schauen. Ich mag die Sonne. Aber ich mag auch den Regen. Und wenn ich nicht gerade durch Schneematsch laufen muss, mag ich auch den Winter. Ich mag es, mal abzuhängen. Aber ebenso mag ich es, unter Strom zu stehen. Ich mag es manchmal komfortabel, dann aber zieht es mich dahin, meine Komfortzone zu verlassen. Ich finde es toll, andere Unternehmer auf einer Masterclass in Afrika kennenzulernen, ich möchte aber auch meine Low Budget-Trips als Backpacker nicht missen.

Wenn ich diese verschiedenen Möglichkeiten nicht mehr zulassen würde, dann wäre ich kein Unternehmer meines Lebens mehr, dann wäre ich ein Spalter. Dann würde ich mich vom dem Leben, das mir möglich ist, abspalten. Ich will leben, nicht spalten. Wie seht ihr das?

David

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