Unternehmer, Unternehmenskultur, Mitarbeiter, Mitarbeiterzufriedenheit, David Stammel

Seid Unternehmer eures Lebens – und keine Opfer

Vor ein paar Jahren saß ich im Zug nach München. Wenn ihr diese Strecke schon einmal gefahren seid, habt ihr vermutlich auch schon IT-Mitarbeiter erlebt, die auf dem Weg zur Zentrale oder zurück sind. Man erkennt sie gut; sie tragen ohne Absprache eine Art „Uniform“, bestehend aus der gleichen Kleidung, der gleichen Tasche, den gleichen Denglisch-Telefonaten – und dem gleichen Gesichtsausdruck. Und um es euch gleich zu schreiben: Eine solche Maskerade finde ich schädlich, sowohl für ein Unternehmen wie auch für die Menschen im Unternehmen …   

Working 9 to 5 

An diesem Tag hörte ich dem Gespräch von zwei Microsoft-Mitarbeitern zu, das gefüllt war von Resignation, ja sogar Hass: Wie scheiße alles sei. Wie der Kollege XY seinen Job nicht macht etc.. 

Ich habe die beiden noch eine Weile beobachtet und gemerkt: Das sind die klassischen Nine-to-Fiver. Die haben ihr Pölsterchen, ihr Pöstchen, und geben sich auf eine gewisse Weise damit zufrieden. Aber gleichzeitig sind sie unzufrieden und undankbar. Und das sind für mich einfach falsche Fuffziger. Als Unternehmer würde ich solche Mitarbeiter nicht wollen. 

Nun könntet ihr entgegnen, dass die Leute, die ganz regulär zu ihren Arbeitszeiten kommen, ihren Job machen und wieder abhauen, genau das sind, was eine Firma verdient: Faire Arbeit für festgelegte Arbeitsstunden. 

Aber: „Drei Jahre noch, dann bin ich weg hier. Die haben doch keine Ahnung!“, sagte der eine. Und ich dachte mir: „Hallo – haben die von Microsoft nicht gerade erst für Milliarden ihr neues cooles Firmengebäude gebaut und einen Riesenmedienaufwand betrieben für ihr super Image? Und nun sitzen hier diese zwei und reden laut vor allen anderen Passagieren darüber, wie scheiße dieser Verein sei?“ 

Pour myself a cup of ambition

Wir nähern uns München und die beiden ziehen vollends ihre Konzern-Masken an. Gegen Masken habe ich sowieso etwas, dazu habe ich hier mehr geschrieben. Was ich sah, waren unzufriedene Mitarbeiter – die sich als Opfer sahen, die merkten, dass sie mit jeder Stunde in einem Konzern, der sie unglücklich machte, sich selbst aufgeben. 

Und dann? Kündigen sie und suchen sich etwas Neues? Versuchen sie, etwas zu verändern? Starten sie die Selbstständigkeit, mit der sie jahrelang drohen? Nein. Sie bleiben im Job – und sehen ihren Lohn an, als sei er ein Strafzoll für ihre verschwendeten Stunden. „Pour myself a cup of ambition“ singt Dolly Parton. Das möchte ich den beiden auch wünschen.

Yawn and stretch and try to come to life: Unternehmer ihres Lebens

Die Nine-to-Fiver bleiben in ihrer Opferrolle gefangen. Und je fester einer in dieser Rolle ist, desto weniger Veränderungen will er sehen. Da kann das Unternehmen noch so mit einem neuen Gebäude kommen, aus dem Status quo kriegen sie „Opfer“ nicht raus. 

Wir haben in Deutschland übrigens ein, wie ich finde, falsches Bild von der Beziehung zwischen den Mitarbeitern und dem Unternehmen. Die Mitarbeiter sind unglücklich – also muss sich das Unternehmen verändern? Aber warum? Auch der Mensch muss sich anpassen. 

Das belauschte Gespräch ist nun etwa vier Jahre her: Ich hoffe sehr – für den Konzern und den Menschen – dass der „Bahnfahrer“ seine Drohung umgesetzt und gekündigt hat. Dass er die offensichtlich sehr notwendige Veränderung akzeptiert hat. Und zum Unternehmer seines Lebens geworden ist. 

David

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