Letzte Woche lag in meinem Briefkasten ein dicker Katalog eines großen Büroausstatters: 1057 Seiten „Büro- und Betriebseinrichtung“. Allein der Name – sexy! Ich blätterte ein wenig darin und habe mir seitdem Gedanken gemacht: über Einrichtung, Kreativität, Unternehmenskultur und – Konformität.
Denn dieser Katalog war sowas von unsexy und steril, dass ich mir sofort die Büros vorstellen musste, in denen diese mausgrauen Stühle und steingrauen Tische bald hausen würden. Und die Menschen, die auf den Stühlen und hinter den Tischen sitzen … möglichst noch mit den gleichen Schuhen und gleichen Klamotten. Bloß keine individuelle Note.
Warum sollten Unternehmen das wollen? Was ist das für eine Unternehmenskultur, die in einem solchen Büro gelebt wird?
Bloß nicht anecken
Ich bin überzeugt: Diese immer gleichen Büros sind ein Zeichen unternehmerischer Konformität. Und Konformität killt Kreativität, killt Entfaltung. Denn das ist die Bedeutung von Konformität: Jemand gibt Regeln vor, an die ich mich gemeinsam mit dem Rest der Masse halte. Bloß nicht anecken, bloß keinen Vorteil verspielen. Bloß die Maske aufbehalten. Dadurch entsteht keine Kreativität – und Raum für Leidenschaft gibt es erst recht nicht.
Übrigens: Ich habe etwas gegen die Konformität, nicht jedoch gegen Homogenität. Ich sehe den Unterschied so: In einem konformen Unternehmen sitzen eine Menge sehr unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlichen Werten auf diesen 1057 konformen Möbelstücken. Aber von diesen Unterschieden ist nichts zu bemerken, die spielen überhaupt keine Rolle. Das was zählt, ist, einheitliche Regeln zu befolgen – und ist in vielen Unternehmen immer noch gewollt. Aber von diesen Menschen könnt ihr höchstens erwarten, dass sie die Ergebnisse erzielen, die ihnen Schritt für Schritt vorgegeben werden. Etwas Neues, etwas Kreatives entsteht hier nicht.
Ohne Entfaltung keine Kreativität
Ein homogenes Unternehmen dagegen hat Raum: Raum für Bewegung, Entfaltung, für Persönlichkeit. Denn so unterschiedlich die Menschen hier auch sind, sie passen, was ihre Werte angeht, zusammen. Die sehen ihre Arbeit als ihre Berufung, haben Leidenschaft und können gemeinsam kreativ werden. Hier entwickeln sich alle miteinander und aneinander. Hier spiegelt der Arbeitsplatz die Unternehmenskultur mit ihrer Entfaltungsfreiheit wider.
Ihr könnte jetzt einwenden: Ja, gut, einen Tischkicker und Sitzsäcke hat jedes Startup in Kreuzberg und Ehrenfeld, das macht sie aber nicht erfolgreich.
Stimmt. Denn einfach wahllos irgendwelche hippe Einrichtung den Mitarbeitern vorzuwerfen, ist das Gegenteil von Entfaltungsfreiheit. Es ist bloß hübschere Konformität. Jeder merkt, ob da Herz und Individualität drinstecken.
Raum für Weiterentwicklung
Mitarbeiter sind nicht mehr nur Ressourcen, wir leben in einem neuen Bewusstseinszeitalter. Endlich! Ich merke in meiner Arbeit immer wieder, wie wichtig es ist, dass sich meine Mitarbeiter weiterentwickeln. Nicht nur fachlich, sondern als Persönlichkeiten. Unternehmer, die auch so denken, müssen diese Unternehmenskultur lebbar machen. Das sieht in jedem Unternehmen anders aus. Bei Zappos zum Beispiel:
2017 war ich bei einer Tour durchs Silicon Valley auch bei dem US-Schuhhändler, der für seine Firmenkultur bekannt ist. Bei dem konnten sich die Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze komplett so gestalten, wie sie wollten. Ein riesiger Marvel-Fan hatte zum Beispiel alles mit Comicfiguren gefüllt. Hier zeigte sich dieser Mensch als Individuum und das Unternehmen als Ganzes authentisch, die Firmenkultur wurde in die Tat umgesetzt.
Die Frage ist: Was ist für eure Firma geeignet? Bei bestbion haben wir uns inzwischen von den grauen Möbeln getrennt. Ich will meine Mitarbeiter fördern. Dazu gehört auch, dass sie sich austoben können.