„Hey, Chef! Ich will mehr Geld. Der Neue, den ihr eingestellt habt, bekommt vom Fleck weg 300 Euro mehr. Das ist nicht fair!“ Das blaffte mir aus dem Telefonhörer entgegen von einem Mitarbeiter, der in seinem Bereich bisher der einzige war.
Sein Anruf hat mir zu denken gegeben: Stimmte sein Vorwurf? Wie steht es um die Kriterien, nach denen wir bei bestbion die Mitarbeitergehälter festlegen? Und wie lässt sich eigentlich ein „faires“ Gehalt definieren?
Kriterien für ein faires Mitarbeitergehalt
Zunächst fragte ich meine Schwester, die bei uns die Personalabteilung leitet, wie wir reagieren sollten. Und sie sagte zurecht: „Wir haben nicht wirklich ein System dafür. Für den Vertrieb zwar sehr wohl, aber nicht für den Rest.“
Also machten wir beide uns auf die Suche nach Ideen. Es gibt inzwischen ja die unterschiedlichsten Modelle: von „jeder bekommt das Gleiche“ (weil nur das fair sei) bis hin zu Googles „Pay Unfairly“, die sich ganz offen dazu bekennen, dass die Besten absolut unverhältnismäßig mehr bekommen als die restlichen Mitarbeiter. Die sagen: Durch und durch faire Bezahlung gibt es nicht.
Und ich glaube, da ist etwas dran – zum Teil zumindest.
Kein Kriterium für ein faires Mitarbeitergehalt
Was ich bei meiner Suche auf jeden Fall gelernt habe: Die Faktoren, die ihr einbeziehen müsst, um auch nur annähernd an ein faires Entlohnungssystem ranzukommen, sind unglaublich vielfältig. Die sind so vielfältig, dass es aus meiner Sicht komplett unmöglich ist, die Bezahlung unterschiedlicher Firmen als Vergleich heranzuziehen. Denn wie wollt ihr allein die unterschiedliche Unternehmenskultur, die unterschiedlichen Leistungsanforderungen oder die unterschiedlichen Aufstiegsmöglichkeiten miteinander vergleichen?
Einfach die nackten Zahlen auf dem Gehaltszettel nebeneinander zu halten, bringt euch bei der Suche nach Fairness keinen Schritt weiter.
Faire Bezahlung geht deshalb aus meiner Sicht maximal innerhalb eines Unternehmens. Aber wie?
Unser Weg hin zu fairen Mitarbeitergehältern
Mit keiner der Ideen, die mir auf meiner Suche begegnet sind, konnte ich mich so richtig identifizieren. Schließlich haben wir das System kennengelernt, das die US-amerikanische Firma Buffer einsetzt, was uns sinnig erscheint: Die haben eine Matrix aus sechs Level von jeweils vier Stufen definiert. Stufe 4 auf Level 6 zum Beispiel erfüllt der, der in seinem Job für das Unternehmen jeden Tag Entscheidungen von sehr großer Tragweite treffen muss.
Dieses System haben wir für bestbion nun teilweise ausgearbeitet. Allerdings ist für mich die Frage, ob dieses System faire Gehälter garantiert, in den Hintergrund getreten. Es bürgt vielmehr für Transparenz und für Klarheit, was ein Mitarbeiter tun muss, um sich für eine bessere Bezahlung zu qualifizieren.
Fair ist aber ein anderes Kriterium – und zwar eines, das immer stark vom Mitarbeiter abhängt. Denn eines ist auffällig: Die, die ihren Job aus vollem Herzen gerne tun, sind nicht die, die bei mir als Chef auf der Matte stehen und lauthals nach mehr Geld rufen, bevor sie ein Mehr an Leistung geliefert haben. Die stellen nicht erst Forderungen auf und reden dann, sondern machen das umgekehrt. Und haben oft schon einen guten Lösungsvorschlag dabei. Die möchten nämlich im Grunde sehr, sehr gerne weiter bei uns arbeiten – und mit denen finden wir auch immer einen Ausgleich, der sich für beide Seiten fair anfühlt. Ganz unabhängig vom System.
David
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