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Wann eure Mitarbeiter sich als Unternehmer fühlen

Vor einigen Jahren war ich für eine Weile Mitarbeiter bei SAP. Die Stelle war der Beschreibung nach nichts Weltbewegendes, die Bezahlung auch nicht, aber Aussicht auf viele neue Erfahrungen war es mir damals wert. Und weil ich mich so reinhängte, durfte ich auch tatsächlich unglaublich viel Neues lernen – das war mir so viel wichtiger als Geld.

Und inzwischen kann ich sagen: Mein Engagement hat sich für mich in vielerlei Hinsicht ausgezahlt. Es hat mir unter anderem bestätigt: Ich muss nicht auf dem Papier Unternehmer sein, um im unternehmerischen Sinne wirksam zu werden. Ich habe das selbst in der Hand. 

Denn damit ein Mitarbeiter sich als Unternehmer fühlt, ist eines ganz entscheidend. Lasst mich dazu meine Geschichte nochmal rekapitulieren …

Hauptsache, die Spezifikation ist klar

Meine Aufgabe war es in diesem SAP-Team zunächst, die Dokumentation zu einer Software zu schreiben. Der Auftrag für diese Software kam vom Roten Kreuz. 

Die Stimmung im Team war nicht so der Hit: Jeder programmierte stumpf vor sich hin. Und kam der Kunde mal vorbei, empfanden die Entwickler das eher als Störung. 

Bei einem solchen Treffen hatte ich – nominell das kleinste Licht im Team – dann mal gewagt zu fragen, was das Rote Kreuz denn mit dem Programm anfangen wollte. Das hatte mir im Team keiner so genau sagen können. War ja auch „nicht so wichtig“, solange die technischen Spezifikationen klar waren. Entsprechend fiel die Reaktion meiner Teammitglieder am Tisch aus: Augenverdrehen, Seufzen. Der Rot-Kreuz-Vertreter dagegen blühte auf. 

Er erzählte von den Schwierigkeiten, Hilfslieferungen dahin zu bekommen, wo sie gebraucht werden. Er schilderte, wie viele Lieferungen in dunklen Kanälen versickerten, während andernorts Menschen bittere Not litten. Und er erklärte, wie viel diese neue Software zur Transparenz beitragen wird: Endlich würde das Rote Kreuz und die Organisationen, mit denen es zusammenarbeitete, genau verfolgen können, wo wann was abgeliefert wurde.

Während er so sprach, drehte sich die Stimmung am Tisch.

Mitarbeiter als Unternehmer

Auf einmal hatten alle verstanden, welchen Sinn ihre Arbeit hatte. Auf einmal ging die Entwicklung, die vorher zäh gewesen war, voran. Auf einmal wurden alle Beteiligten richtig unternehmerisch.

Ich weiß noch, mit wie viel Herzblut ich damals an meine Aufgaben ging. Richtiggehend reingefuchst habe ich mich und viel Schweiß darauf verwandt. Der Vorteil war, dass das Team klein war. Da gab es so viele Möglichkeiten anzupacken, zu lernen, beizutragen. So habe ich unter anderem das Logo für Fundspro, so der Name der Software, mitentwickelt. So viele Chancen hätte ich in einer großen Firma nie bekommen. 

Und am Ende lieferten wir ein Ergebnis ab, auf das wir stolz waren. Es war so gut, dass die Welthungerhilfe es später gekauft hat. 

Mehr als zehn Jahre, nachdem ich SAP dann verlassen hatte, habe ich bei meiner Afrikareise diesen Sommer in Nairobi eine Frau getroffen, die eines der Projekte der Welthungerhilfe dort leitet. 

Und ich habe sie gefragt: „Mit welcher Software arbeitet ihr denn? Vielleicht mit Fundspro?“

Sie hat genickt und geantwortet: „Ja klar. Wir lieben diese Software!“ Das Gefühl, das mich daraufhin überkommen hat, war der Wahnsinn.

Das Königsprinzip des Unternehmers

Natürlich bin ich nicht Dietmar Hopp, also nicht der Unternehmer von SAP. Und doch hatte ich mich damals unternehmerisch aktiv gefühlt – und bin jetzt dafür nochmal belohnt worden. 

Ich hatte viel Liebe investiert und damit meinen Anteil für ein Produkt geleistet, das nun, auch noch viele Jahre danach, von großem Nutzen für eine sinnvolle Sache ist. Das ist in meinen Augen das Königsprinzip eines Unternehmers: Wenn deine Firma und ihre Leistungen weiterleben, auch wenn du selbst nicht mehr da bist. 

Für mich hat das nochmal gezeigt: Es zahlt sich einfach immer aus, wenn ihr euch mit Herzblut einer Sache widmet – ob als Angestellte oder als Unternehmer. Alles kommt zurück …

David

PS: Auf meiner Reise ins südliche Afrika habe ich noch weitere spannende Erkenntnisse gesammelt. Welche, das erfahrt ihr bald in David’s Diary. Abonniert doch einfach meinen Newsletter, dann verpasst ihr keine Folge. Hier gehts zur Anmeldung: https://david-stammel.de

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1 Kommentar. Hinterlasse eine Antwort

  • Sehr schöne und vor allem bewegende Erfolgsgeschichte abseits des sonst sehr weit verbreiteten „Tschakka-Gedöns“ – Danke fürs teilen dieser wunderbaren Geschichte.

    Tatsächlich ist „Warum mache ich die Tätigkeit die ich mache“ einer von von 5 relevanten Säulen aus dem berühmten PERMA-Modell von Martin Seligmann: MEANING (Sinn).

    So konnte beispielsweise in Studien gezeigt werden, das die Diagnose von Ärzten, wenn sie die zu diagnostizierende Person persönlich kennen, eine um bis zu 23% bessere / genauere Diagnose abgeben, als wenn sie einfach nur eine Akte diagnostizieren (z.B. anhand eines bildgebenden Verfahrens)!!

    Außerdem konnte Viktor Frankl, der als einer der Gründer der Sinnforschung und als DER Begründer der Existenzanalyse belegen, das Menschen ohne Sinn einem deutlich höheren Risiko einer Depression ausgesetzt sind.

    Du siehst also- Deine Geschichte wirkt auf vielen Ebenen. Und heute profitieren nicht nur Du, sondern gleich alle Deine Teammember von solchen grandiosen Erfahrungen.

    In diesem Sinne
    Danke für einen SINNvollen Beitrag

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